Universität KonstanzExzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“

Herrschaften des Büros

4. Juni 2014

Die Geburt der Bürokratie aus dem Geist der Aktenführung

Vortrag im Begleitprogramm der Ausstellung „Bureaucratics“ von Jan Banning

Das Büro ist im Kontext der Verwaltung zunächst keine Arbeitsumgebung sondern ein Verfahren zur Geschäftserledigung: Um 1800 sollen Geschäfte nicht mehr von Räten in Kollegien beraten, sondern von Subalternen an ihren Schreibtischen ausgeführt werden. Folglich ist die Entstehung der Bürokratie weniger eine Frage der Herrschaften im Büro, als vielmehr der Kulturtechniken, welche die Arbeitsverfahren und -umgebungen dieser Herrschaften einrichten. Unscheinbare Umstellungen administrativer Techniken – etwa die Einführung von Akten um 1800 oder von Schreibmaschinen um 1900 – führen arbeitsteilige, sachliche, kurz ,rationale‘ Verwaltungen ein. Weil diese Umstellungen zahlreich sind, resultieren Bürokratien im Plural, d.h. Herrschaften des Büros.

Moderation: Christopher Möllmann

Der Historiker Dr. Stefan Nellen leitet den Dienst Historische Analysen des Schweizerischen Bundesarchivs. Seine Forschungsgebiete umfassen Verwaltungsgeschichte, Kulturtechniken, Gouvernemen­talität, Geschichte des Wahnsinns und der Psychiatrie, Historische Epistemologie der Geistes- und Sozialwissenschaften, Mediengeschichte. Er hat am Departement Geschichte der Universität Basel eine Dissertation über „Medien der Bürokratie. Amerikanische Büros in europäischer Verwaltung“ verfasst. Derzeit organisiert Nellen die Tagung „Das Büro als Interieur (1880–1960)“ der Universität Zürich und des Schweizerischen Bundesarchivs.

Mi, 4. Juni 2013, 19 Uhr
BildungsTURM, Kulturzentrum am Münster, Wessenbergstr. 39, Konstanz

Kontakt

Claudia Marion Voigtmann claudia.voigtmann[at]uni-konstanz.de